A software developer with a computer in his stand is standing next to a tree.
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Nachhaltigkeit und Softwareentwicklung – eine Einführung

Nachhaltigkeit im 18. Jahrhundert: “Man soll nicht mehr Bäume fällen als man pflanzt.”

Zunächst einmal prägt die folgende Definition auch heute noch das Verständnis des Begriffs Nachhaltigkeit. Software-Nachhaltigkeit wird oft als rein umweltorientiert missverstanden.

Der Begriff “Nachhaltigkeit” stammt aus der Forstwirtschaft und wurde erstmals im 18. Jahrhundert von Hans Carl von Carlowitz geprägt. Carlowitz war ein sächsischer Forstbeamter und wollte die Waldnutzung so gestalten, dass sie langfristig möglich ist. Er erkannte, dass eine unkontrollierte Abholzung des Waldes. Diese Entwicklung würde zur Zerstörung des Ökosystems Wald führen und damit auch die Holzwirtschaft beeinträchtigen. Um dies zu vermeiden, schlug er vor, nur so viel Holz zu ernten, wie nachwachsen kann (das so genannte Dauerwaldprinzip”). Carlowitz prägte dafür den Begriff der “nachhaltigen Nutzung”. Das Prinzip der nachhaltigen Nutzung wurde bald auch in anderen Bereichen angewandt. Zum Beispiel in der Landwirtschaft, im Bergbau und in der Fischerei, um die langfristige Nutzung der natürlichen Ressourcen zu gewährleisten.

Nachhaltigkeit in den 1960er und 1970er Jahren: “Sei sozial und kümmere dich um die Umwelt. Danach darfst du Geld verdienen”.

Das Konzept des sozialen Unternehmertums lässt sich auf verschiedene Ursprünge zurückführen, die sich im Laufe der Zeit zu einem Konzept zusammengefügt haben. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden in verschiedenen Teilen der Welt, insbesondere in den USA, soziale Bewegungen. Sie setzten sich für soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Umwelt ein. Aus diesen Bewegungen entwickelte sich das Konzept des “sozialen Aktivismus”. Dieser Begriff beinhaltete die Idee, dass Unternehmen eine soziale Verantwortung haben und aktiv dazu beitragen sollten, die Welt zu verbessern. Im Jahr 1978 prägte Freer Spreckley den Begriff “sozial verantwortliche Unternehmen”. Soziale Unternehmen sollten nicht nur wirtschaftliche Aspekte umfassen. Die sozialen und ökologischen Aspekte sollten bei ihren Leistungen nicht vergessen werden.

Nachhaltigkeit in den 1990er Jahren: “Nur das Zusammenspiel von sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten führt zu nachhaltigem Wirtschaften.”

The Triple Bottom Line (TBL)

Das Triple-Bottom-Line-Modell (TBL), auch bekannt als “dreifache Bilanz”, wurde erstmals 1994 vom britischen Unternehmer John Elkington vorgestellt. Es ist ein Konzept zur Messung und Bewertung des Unternehmenserfolgs, das über den traditionellen Ansatz der Gewinnmaximierung hinausgeht. Es berücksichtigt auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Unternehmensentscheidungen. Das TBL-Modell legt den Schwerpunkt auf drei Bereiche, die als die “3Ps” bezeichnet werden: Gewinn, Menschen und Planet:

  • People umfasst die soziale Verantwortung des Unternehmens gegenüber seinen Mitarbeitern, Kunden und der Gemeinschaft.
  • Planet bezieht sich auf die ökologischen Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt, einschließlich Energieeffizienz, Abfallverringerung und Nutzung erneuerbarer Ressourcen.
  • Profit bezieht sich auf die traditionelle finanzielle Leistung eines Unternehmens.

Die Idee hinter dem TBL-Modell ist, dass Unternehmen sich nicht nur auf die finanziellen Ergebnisse konzentrieren sollten. Auch ihre Auswirkungen auf die Menschen und die Umwelt spielen eine Rolle. Indem sie sich auf diese drei Bereiche konzentrieren, können Unternehmen langfristigen Erfolg erzielen, indem sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter, Kunden und der Umwelt berücksichtigen und sich somit auch auf den langfristigen finanziellen Erfolg konzentrieren.

Das Konzept des TBL hat seit seiner Einführung an Popularität gewonnen. Es wird heute von vielen Unternehmen und Organisationen als Rahmen für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung von Unternehmen genutzt. John Elkington vertritt heute die Auffassung, dass die drei Nachhaltigkeitsbereiche nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. Sie sind alle drei gleich wichtig und müssen gleich viel Aufmerksamkeit erhalten.

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Nachhaltigkeit heute: “Eine Entwicklung, die die Bedürfnisse heutiger Generationen befriedigt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren eigenen Lebensstil zu wählen.”

Der Brundtland-Bericht (offiziell: “Unsere gemeinsame Zukunft”) ist ein Bericht der Weltkommission der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung, der 1987 veröffentlicht wurde. Sie wurde von der damaligen norwegischen Premierministerin Gro Harlem Brundtland geleitet. Im Brundtland-Bericht heißt es, dass eine nachhaltige Entwicklung nur erreicht werden kann, wenn wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt werden. Daher fordern die Autoren eine “integrative Betrachtung” dieser Aspekte, bekannt durch das Triple-Bottom-Line-Modell. Er plädiert daher für eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Regierungen und Zivilgesellschaft zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Der Bericht gilt als ein wichtiger Meilenstein in der internationalen Diskussion über Nachhaltigkeit. Er hat auch heute noch einen großen Einfluss auf politische Entscheidungen und wirtschaftliche Entwicklungen.

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind eine Reihe von 17 globalen Zielen. Sie wurden 2015 von den UN-Mitgliedstaaten als Teil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung angenommen. Die Ziele zielen darauf ab, globale Herausforderungen wie Armut, Klimawandel, Ungleichheit und Umweltzerstörung anzugehen. So soll eine nachhaltige Zukunft für alle Menschen und den Planeten geschaffen werden.

Verbindungen zwischen den Sustainability Development Goals und dem Sustainability Awareness Framework

In einem wissenschaftlichen Paper plädierten wir für die Integration der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen in die Praxis der Softwareentwicklung. Darüber hinaus für die Entwicklung von Methoden und Werkzeugen zur Analyse der potenziellen Auswirkungen von Softwaresystemen auf die Nachhaltigkeit und die SDGs.

Im Zuge dessen stellten wird Sustainability Awareness Framework (SusAF) als Werkzeug vor, das sich in weiten Teilen auf die SDGs übertragen lässt. Wir erörterten die Ergebnisse einer Mapping-Studie zwischen SusAF-Fragen und SDG-Zielemit der Absicht, das Mapping anhand einer Fallstudie mit einem Industriepartner zu validieren und zu verfeinern. Es zeigt sich ein starker Zusammenhang zwischen dem SusAF und den SDGs der Vereinten Nationen.

Hier wird deutlich, dass Softwareunternehmen darüber nachdenken sollten, inwiefern ihre Softwaresysteme Berührungspunkte zu den SDGs aufweisen und welche Verantwortung sich damit ergibt. Das Papier zielt darauf ab, eine tiefere Diskussion über die Operationalisierung der SDGs anzustoßen und die Software-Engineering-Gemeinschaft dazu anzuregen, neue Methoden und Werkzeuge zu entwickeln, um durch Software zu den SDGs beizutragen.

A mapping that shows the links between the Sustainability Awareness Framework and the Sustainability Development Goals.

Seyff, Norbert, Betz, Stefanie, Lammert, Dominic, Porras, Jari, Duboc, Leticia, Brooks, Ian, Chitchyan, Ruzanna, Venters, Colin, & Penzenstadler, Birgit (2022). Transforming our World through Software – Mapping the Sustainability Awareness Framework to the UN Sustainable Development Goals. In H. Kaindl, M. Mannion, L. Maciaszek, & L. Maciaszek (Eds.), Proceedings of the 17th International Conference on Evaluation of Novel Approaches to Software Engineering, ENASE 2022 (pp. 417-425). SciTePress. https://doi.org/10.5220/0011063200003176

Software-Nachhaltigkeit als Teil des heutigen Entwicklungsprozesses

Die Softwareentwicklung kann in vielerlei Hinsicht zur Nachhaltigkeit in den Bereichen Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft beitragen:

Gesellschaft: Software kann zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen durch Anwendungen in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung und soziale Gerechtigkeit beitragen. E-Learning-Plattformen und mobile Gesundheitsanwendungen können eine bessere und effektivere Bereitstellung von Bildung und Gesundheitsversorgung für benachteiligte Bevölkerungsgruppen ermöglichen. Software kann auch zur Förderung von Inklusion und Vielfalt beitragen, indem sie für alle Nutzer zugänglich und benutzerfreundlich gestaltet wird. Ansätze für inklusives Design können sicherstellen, dass Software auch für Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen oder Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zugänglich ist.

Umwelt: Software kann auch zur Förderung einer nachhaltigen Umwelt beitragen, indem sie in den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Ressourcenmanagement und Umweltüberwachung eingesetzt wird. Intelligente Steuerungssysteme für Gebäude können zum Beispiel die Energieeffizienz verbessern und den Energieverbrauch senken. Darüber hinaus kann Software zur Verringerung der Umweltbelastung beitragen, indem sie in der Kreislaufwirtschaft und im Recycling eingesetzt wird. Technologien wie Blockchain und das Internet der Dinge können dazu beitragen, die Rückverfolgbarkeit von Materialien zu verbessern und so das Recycling und die Wiederverwendung von Rohstoffen zu fördern.

Wirtschaft: Software kann auch dazu beitragen, eine nachhaltige Wirtschaft durch digitale Transformation, agiles Arbeiten, Transparenz und Ethik zu fördern. So können beispielsweise Digitalisierung und Automatisierung dazu beitragen, Ressourcen zu optimieren und Geschäftsabläufe effizienter zu gestalten. Darüber hinaus kann Software dazu beitragen, die Transparenz und Rechenschaftspflicht von Unternehmen und Organisationen zu verbessern, indem sie bei der Verfolgung der Lieferkette, dem Compliance-Management und der Berichterstattung eingesetzt wird. Der Einsatz von Technologien wie KI und maschinelles Lernen kann Unternehmen auch dabei helfen, ethische Standards und Werte zu fördern und Missstände zu erkennen und zu beheben.

SUSO (Sustainable Software) hilft Ihnen auf Ihrem Weg zur Nachhaltigkeit

Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir in Kürze drei neue Tools zur Unterstützung Ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen einführen werden:

eLearning mit Zertifizierung: Ein Unternehmensleitfaden für nachhaltige Software in Theorie und Praxis: Ein theoretisch und praktisch fundiertes Training zum Thema Nachhaltigkeit und Softwareentwicklung für Softwareunternehmen. Hier können Sie und Ihr Team Ihr Wissen erweitern und ein besseres Verständnis dafür entwickeln, wie Sie nachhaltigere Softwareprodukte entwickeln können.

Interaktive Version des Sustainability Awareness Framework (SusAF): Hier helfen wir ihnen, Stärken und Schwächen in Bezug auf Nachhaltigkeit zu identifizieren und auf dieser Grundlage Empfehlungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit Ihrer Produkte zu geben.

Förderungsmöglichkeiten für nachhaltige Softwareunternehmen: Hier erhalten Sie eine umfassende Liste von Fördermöglichkeiten für nachhaltige Softwareprojekte. Mit dieser Übersicht können Sie schnell und einfach die richtigen Fördermöglichkeiten für Ihr Softwareprojekt finden.

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